Melanie Schulte. Schiff, Unglück, Mythos

Der Untergang des Emder Stückgutfrachters „Melanie Schulte“ jährt sich in diesem Jahr zum 70. Mal. Am 21.12.1952 gab es eine letzte Funkmeldung etwa 90 Seemeilen westlich der Hebriden über eine Wetterverschlechterung. Seitdem ist das Schiff mitsamt der 35köpfigen Mannschaft verschollen. Die einzigen Überreste, die gefunden wurden, waren einige Wrackteile der Funkbude und der Rettungsring. Das Ereignis hat die Menschen in Emden und im gesamten Nordwesten nachhaltig berührt und bewegt und ist nun Thema einer Sonderausstellung im Ostfriesischen Landesmuseum.

Bild: Ludwig Schumacher

Die Geschichte der „Melanie Schulte“ begann mit einem missglückten Stapellauf im September 1952 – in der Schifffahrt seit jeher ein schlechtes Omen für ein Schiffsleben, das sich leider erfüllen sollte.

Die Ausstellung, die ab dem 22. Dezember 2022 im Landesmuseum gezeigt wird, nimmt mit dem Schicksal der „Melanie Schulte“ das Jahrzehnt des Neuaufbaus, der Entwicklung der Hafenwirtschafts und der Werftindustrie in den Blick. Die Wirtschaftswunderzeit der 1950er Jahre, in der in kurzer Zeit ganze Siedlungen für Hafen- und Werftarbeiter und ihre Familien gebaut wurden, hat bis heute wirtschafts- und sozialgeschichtlich wie auch mentalitätsgeschichtlich markante Spuren in Emden und der Region hinterlassen.

Das Los der „Melanie Schulte“, deren schnelles Zusammenbrechen ohne Möglichkeit der Abgabe eines Not-Funkspruchs nie ganz geklärt werden konnte, wurde zum speziellen Trauma der Hafenwirtschaft wie der Zivilgesellschaft. Neben wirtschaftlichen und technischen Fragen werden daher insbesondere menschliche Einzelschicksale in der Ausstellung thematisiert. Zeugeninterviews und historisches Filmmaterial ergänzen die Ausstellung.

Eigens von der Museumspädagogin Ilse Frerichs wurde das Theaterstück „Melanie Schulte“ entwickelt, das zwischen dem 13. und 23. April 2023 sechs Mal im Festspielhaus am Wall aufgeführt wird.

http://www.landesmuseum-emden.de